
Kaiser Franz Josef und die gute Luft
Tradition in die Zukunft führen

„(Das Kaffeehaus) nicht als Museum, sondern als modernes Lebensgefühl ins Heute führen.”

Theresia Kohlmayr, Christian Knapp, Jonathan Lutter
Traditionen bewahren, indem sie immer wieder neu belebt werden. Sich des großen Erbes bewusst, sollte hier in der Bellariastraße wieder ein Ort entstehen, in dem sich das einstige Stammpublikum ebenso willkommen fühlt wie neue Gäste. Ein Ort der sozialen Zusammenkunft und der Kommunikation – typisch Kaffeehaus eben. Prominent zwischen Parlament, Justizpalast und Hofburg in unmittelbarer Nähe zum Museumsquartier und Volkstheater in einem Gründerzeitbau gelegen, orientierten sich die Planer von Büro KLK mit ihrem Gestaltungskonzept für das „Café Bellaria“ nicht nur an den Traditionen der Kaffeehauskultur, sondern nehmen in Form und Materialität auch unmittelbaren Bezug auf den umgebenden Kontext: Ein monolithischer Barblock aus glasiertem Lavastein zitiert die Basaltverkleidung des nahe gelegenen Museums moderner Kunst, die großflächigen Fliesenbänder erinnern an das architektonische Vermächtnis Josef Hoffmanns, den Mitbegründer der Wiener Secession. Thonetstühle in kräftigem Orangerot schlagen den Bogen zwischen Tradition und Moderne, während an der stuckverzierten Decke die geschwungene Linie einer minimalistischen Lichtskulptur die Zeitschichten miteinander verbindet und dazu einlädt, den Ort zu erkunden. Wo einst Kaiser Franz Josef, so erzählt man sich, hier, abseits des Rings, der „bella aria“, der guten Luft wegen, wohl gerne spazieren war.
