Café Bellaria

Kaiser Franz Josef und die gute Luft

Tradition in die Zukunft führen

Als einen Ort, „in dem Zeit und Raum konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht“, beschreibt die Kommission der UNESCO das Wiener Kaffeehaus. Im Jahr 2011 in die Liste der „Immateriellen Kulturgüter“ aufgenommen, hat die Wiener Kaffeehauskultur ihren Ursprung Ende des 17. Jahrhunderts. 1870 eröffnete das „Café Bellaria“ im 1. Bezirk und ist heute das älteste noch immer betriebene Kaffeehaus Wiens. Während die meisten der einst die Wiener Ringstraße säumenden Kaffeehäuser in den letzten Jahrzehnten aus dem Stadtbild verschwanden, gilt das „Café Bellaria“ seit über 150 Jahren als Treffpunkt für Kaffeeliebhaber, Gourmets und Bonvivants. Als sich der bisherige Betreiber Charly Kotzina Ende 2020 zur Ruhe setzte, erhielten die beiden Gastronomen David Figar und Rubin Okotie mit ihrem All-Day-Konzept den Zuschlag für die traditionsreiche Adresse – und eröffneten im Herbst 2021 das „Café Bellaria“ mit Frühstücksangebot, Mittagsmenüs, Fine Dining am Abend und besonderen Cocktails für die Nacht. Dahinter steckt ihre Idee, das Kaffeehaus „nicht als Museum, sondern als modernes Lebensgefühl ins Heute zu führen“.

Gastronomie David Figar, Rubin Okotie
Standort1010 Wien (A)
Gesamtfläche140 m²
InnenarchitekturBÜRO KLK
PlanungsbüroBÜRO KLK
Zum Profil
FotografieDavid Schreyer
(Das Kaffeehaus) nicht als Museum, sondern als modernes Lebensgefühl ins Heute führen.

Theresia Kohlmayr, Christian Knapp, Jonathan Lutter

Traditionen bewahren, indem sie immer wieder neu belebt werden. Sich des großen Erbes bewusst, sollte hier in der Bellariastraße wieder ein Ort entstehen, in dem sich das einstige Stammpublikum ebenso willkommen fühlt wie neue Gäste. Ein Ort der sozialen Zusammenkunft und der Kommunikation – typisch Kaffeehaus eben. Prominent zwischen Parlament, Justizpalast und Hofburg in unmittelbarer Nähe zum Museumsquartier und Volkstheater in einem Gründerzeitbau gelegen, orientierten sich die Planer von Büro KLK mit ihrem Gestaltungskonzept für das „Café Bellaria“ nicht nur an den Traditionen der Kaffeehauskultur, sondern nehmen in Form und Materialität auch unmittelbaren Bezug auf den umgebenden Kontext: Ein monolithischer Barblock aus glasiertem Lavastein zitiert die Basaltverkleidung des nahe gelegenen Museums moderner Kunst, die großflächigen Fliesenbänder erinnern an das architektonische Vermächtnis Josef Hoffmanns, den Mitbegründer der Wiener Secession. Thonetstühle in kräftigem Orangerot schlagen den Bogen zwischen Tradition und Moderne, während an der stuckverzierten Decke die geschwungene Linie einer minimalistischen Lichtskulptur die Zeitschichten miteinander verbindet und dazu einlädt, den Ort zu erkunden. Wo einst Kaiser Franz Josef, so erzählt man sich, hier, abseits des Rings, der „bella aria“, der guten Luft wegen, wohl gerne spazieren war.

Impressionen