Terz

Gemeindezentrum reloaded

Ein Lost Place mit ordentlich Leben

Lost Places in Südamerika, zugewucherte, ungenutzte Hallen. Die Bilder verlassener Orte, die sich die Natur im Laufe der Zeit zurückerobert, hatte der Designer Jeremias Stüer für das „TERZ“ vor Augen, als er zusammen mit seinem Kompagnon Daniel Kalthoff das einstige Gemeindezentrum der neugotischen Genezarethkirche in Neukölln übernahm. Ein pulsierender Ort, der insbesondere das widerspiegelt, was dieser Ort schon immer war: ein Treffpunkt im lebendigen Kiez. Denn als Herz des Schillerkiezes galt der runde Herrfurthplatz mit seiner zentralen Genezarethkirche bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die hinführende Schillerpromenade mit ihrer Grünfläche lud zum Flanieren, und der die Straßen rund um den Herrfurthplatz säumende Wochenmarkt versorgte die Bewohner der umgebenden Gründerzeitbauten. Rund 100 Jahre später wurde die Kirche um ein Gemeindezentrum mit Gruppenräumen und Café erweitert, das die einstigen Betreiber „über Jahre hinweg entwickelt und im Kiez fest etabliert haben“, wie Kalthoff und Stüer anerkennend die lange Geschichte ihres „TERZ“ umreißen. Corona trotzend übernahmen sie 2020 den Betrieb und schufen mit kleinem Budget einen Ort, der seit April 2021 an den unterschiedlichsten Tageszeiten zum Verweilen einlädt.

GastronomieB&P Restaurant & Event GmbH
Standort12049 Berlin
Gesamtfläche300 m² innen und außen
InnenarchitekturJeremias Stüer/rlon/acmo studio
PlanungsbüroTerz Gastro GmbH
Zum Profil
FotografieClaudia Katzmarski, Tim da Rin
Ruhige Grüntöne, dunkle Granitoberflächen, vertraute Kaffeehausstühle schaffen eine warme, gemütliche Atmosphäre...

Daniel Kalthoff, Jeremias Stüer

Der 130 Quadratmeter große, von beiden Seiten lichtdurchflutete Gastraum mit seinen hohen Decken wurde in drei offene, ineinander übergehende Bereiche unterteilt. An die Bartheke angrenzend finden sich Hochtische, von hier wandert der Blick über die Mitte des Raums mit seinen klassischen Bistrotischen aus Granit, um auf Augenhöhe an der gegenüberliegenden Stirnseite anzukommen: Erhöht auf einem Podest findet sich nahe des Eingangs einer der beiden Loungebereiche. Umgeben von einer orangefarbenen Regalstruktur schließt eine weitere Lounge das Restaurant von der Durchgangsfläche entlang der Glasfassade hin ab. Davor liegt der Außenbereich mit großer Terrasse, dessen Atmosphäre der ziegelsichtige Kirchenbau prägt. In Schwarz gehalten findet sich die Stahlstruktur an der Thekenrückwand ebenfalls als Regal wieder und entwickelt sich entlang der Decke in den Raum hinein. Nicht nur um dabei die Höhe zu verringern, sondern auch um den Grünpflanzen Raum zu geben. Ruhige Grüntöne, dunkle Granitoberflächen, vertraute Kaffeehausstühle schaffen eine warme, gemütliche Atmosphäre – und das gleichbleibend für den entspannten Caffè Latte am Tag wie für die ambitionierte Bistroküche am Abend.

Impressionen