
Von Schichtarbeit und Zeitschichten
Das gewisse Tröpfchen Etwas

„Die freigelegte Klinkerwand spiegelt den Charakter der historischen Industrieanlage ebenso wider wie die roh belassenen Stahlstützen und Trägerdecken.”

Naomi Hajnos
Das Erdgeschoss des direkt am Mühlenkanal gelegenen Zentralgebäudes diente seit jeher als Fabrikkantine. Der angrenzende Veranstaltungsaal war über die Jahre hinweg mehrfach neu gestaltet und umgebaut worden. Nach der Freilegung im Zuge der Bauarbeiten offenbarte er sich als einer der schönsten Festsäle, die die Schweiz zu dieser Zeit zu bieten hatte. Feinfühlig präzisierte die Architektin die vorgefundenen Raumatmosphären, indem sie das Restaurant in zwei unterschiedliche Nutzungsbereiche aufteilte. Räumliches Zentrum bildet der Free-Flow-Bereich, der den Besucher vom Eingang kommend in die Tiefe führt und zusammen mit dem angrenzenden einstigen Pavillon den Bar- und Bistrobereich bildet. Die freigelegte Klinkerwand spiegelt den Charakter der historischen Industrieanlage ebenso wider wie die roh belassenen Stahlstützen und Trägerdecken. Ein besonderer Fund im Pavillon war ein Krallentäfer aus dem Originalbestand. Im freien Rhythmus der Farben wieder im Pavillonund Bistrobereich eingesetzt, zoniert die Vertäfelung jetzt die sechs Meter hohe Pavillonhalle. Der gleiche Krallentäfer wurde für den nach links angrenzenden Festsaal aufwendig nachgebaut, aber farblich neu interpretiert. Die Transparenz der korallenroten Lasur lässt die Holzmaserung durchscheinen, um an die historische Holzdecke zu erinnern. Denn im Gegensatz zum Pavillon entdeckte man hier im Festsaal nicht unter baulichen Schichten an den Wänden die Schätze, sondern legte an der Decke handgemalte Holzmaserungen von 1896 frei. Entstanden sind einzigartige Räume, die Tradition mit zeitgemäßem Interior verbinden.
