
Kathedrale der Industriekultur
Wo einst die Energie für die Stadt produziert wurde, bestimmt heute kreative Energie das Treiben

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Vom Ofenhaus über Behälterturm und Apparatehaus bis zum Teleskop-Gasbehälter: Unbeschadet haben die Bauten den Zweiten Weltkrieg überstanden und lassen Industriegeschichte in eindrucksvoller Weise lebendig werden. Gemeinsam mit der Bauherrin swa KreativWerk der Stadtwerke Augsburg und dem Staatstheater Augsburg entwickelt, steht der Entwurf des Innenarchitekturbüros Kolb für die Nutzung des Ofenhauses als Theaterfoyer der Brechtbühne und Gastronomiebetrieb ganz im Zeichen der Verbindung zwischen historischer Baukultur, zeitgenössischer Kultur und moderner Nutzung. Schmutz, Hitze und Dampf – Spuren der Energiegewinnung in den einstigen raumhohen Hochöfen – bleiben sichtbar und treffen auf Samt, Messing, handgearbeitete Fliesen, aber auch auf Holz und schwarzen Stahl: Die Gestaltungs- und Formensprache sowie die Materialität wird dabei dem Industriecharakter gleichermaßen gerecht wie der Nutzung als Theaterspielstätte. Und auch den kathedralhaften, vollständig entkernten Hauptraum mit seiner Höhe von 19 Metern haben die Innenarchitekten sinnfällig strukturiert: Auf der rund 420 Quadratmeter großen Erdgeschossfläche liegen im hinteren Bereich Lounge, Restaurant und Bar, während sich der Eingangsbereich ganz dem Ankommen der Theatergäste mit Garderobe und Ticketverkauf widmet. Von hier führt eine Treppe auf die 200 Quadratmeter große Galerieebene, der Eingang zur Brechtbühne findet sich hier ebenso wie ein separater Bar- und Loungebereich zur Pausenbewirtung. Gleichermaßen trennendes wie verbindendes Element ist zweifelsohne die transparent anmutende Wolke aus Metallgewebe. An eine Dampfwolke erinnernd gibt sie als „Luftskulptur“ dem Restaurantbereich einen räumlichen Abschluss, ohne den Gästen das Raumerlebnis zu nehmen – während sie sich in der Historie des Gebäudes verorten.
